Digitalisierung unterstützt Menschen mit Handicap

Bremen (08.02.2022) –

Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt in fast allen Bereichen stark verändert. Sie fordert enorm, bietet dabei aber auch vielfältige neue Optionen für die bessere Teilhabe von Menschen mit Handicap am Berufsleben. Das BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen und das Bremer Berufsbildungswerk forschen im Projekt „Realisierung eines barrierefreien Assistenzsystems zur schrittweisen Durchführung von Arbeitsaufgaben“ nun gemeinsam dazu.

Mit der Digitalisierung haben sich die Bedingungen in den Arbeitsfeldern und -prozessen signifikant gewandelt. Gefordert sind neue Fähigkeiten und digitale Kompetenzen, die eng mit den klassischen Kulturtechniken verknüpft sind. Besonders für Menschen mit Handicap bringt das weitere Herausforderungen mit sich. Dieser Personenkreis kann zum Beispiel teils nur eingeschränkt lesen oder Wörter verstehen, daher Texte nur unzureichend und sinngemäß erfassen. Diese Hürden gilt es zu überwinden. Möglich ist das ebenfalls mithilfe der Digitalisierungstechniken: Sie sind nicht nur bedeutend für Arbeitsprozesse, sondern auch für die Kompensation geringerer oder fehlender Ressourcen. Damit steigen für Menschen mit Handicap die Teilhabechancen in der Arbeitswelt.

Mit dem Assistenzsystems „BASDA“ (Realisierung eines barrierefreien Assistenzsystems zur schrittweisen Durchführung von Arbeitsaufgaben) wollen das BIBA und das Bremer Berufsbildungswerk ein Instrument schaffen, das eine barrierefreie, flexible und individuelle Unterstützung im Arbeitsprozess bei der Erledigung von Arbeitsaufgaben bieten kann.

Ziel ist es, Menschen mit Lern-, Körper- oder psychischen Beeinträchtigungen die selbstständige Durchführung von Arbeitsaufgaben mithilfe eines mobilen Endgerätes zu ermöglichen. Dazu wird eine plattformübergreifende Anwendung auf Grundlage von Android entwickelt, die Informationen zu einzelnen Arbeitsschritten multimedial und barrierefrei anbietet.

Multimedialer Ansatz unter anderem mithilfe von EEG- und AR-Technik

Das System soll vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten bieten, um den individuellen Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht zu werden. Zur Förderung der Barrierefreiheit werden daher Einstellungen für leichte Sprache, Sprachwiedergabe, visualisierte Piktogramme, Animationen, verschiedene Farbpaletten für Farbschwächen sowie Technologien integriert, die das räumliche Vorstellen erleichtern. Das System wird auf Basis von Android gestaltet, um mit Tablets, Smartphones und Datenbrillen (AR: Augmented Reality) nutzbar zu sein. Außerdem wird der Einsatz von geräuschunterdrückenden Kopfhörern sowie eine Steuerung per EEG-Sensor (EEG: Elektroenzephalographie) erprobt.

„Der Forschungsschwerpunkt liegt in der Erprobung innovativer HMI-Technologien in einer barrierefreien Anwendung“, sagt Benjamin Knoke, Projektleiter am BIBA. „Das sind Human Machine Interfaces, also Technologien der Mensch-Maschine-Schnittstellen wie beispielsweise Datenbrillen. Diese Smartglasses liefern ihren Nutzerinnen und Nutzern zusätzlich zur realen Umgebung hilfreiche Informationen, bieten also eine erweiterte Realität (AR). Darüber hinaus forschen wir in dem Projekt – das ist das Neue für diesen Einsatzbereich – zur Anwendung von EEG-Sensoren. Sie können ähnlich wie ein Stirnband getragen werden und die Gehirnströme des Anwenders messen. So können einfache Eingaben getätigt und das Assistenzsystem mittels Gedanken gesteuert werden.“

System wird kostenfrei zur Verfügung stehen

Neben dem Assistenzsystem wird auch ein Aufgabenportal entwickelt, mit dem Unternehmen Inhalte zu individuellen Arbeitsaufgaben erstellen können. In diesem niederschwellig zu bedienendem System können Informationen und Medieninhalte einzelnen Arbeitsschritten zugeordnet werden. Außerdem kann das Portal zur Organisation von Kursen und der Zuordnung von Teilnehmern, Teilnehmergruppen und Inhalten verwendet werden. Auch eine Funktion zur Bewertung der Arbeitsleistung wird im Kontext der Ausbildung erprobt und mit einem spieleähnlichen Anreizsystem kombiniert. Assistenzsystem und Aufgabenportal sind nach Projektabschluss kostenfrei zu erhalten.

Eckdaten zum Projekt „BASDA“

Das Forschungsprojekt „Realisierung eines barrierefreien Assistenzsystems zur schrittweisen Durchführung von Arbeitsaufgaben“ (BASDA) hat eine Laufzeit von zwölf Monaten und wird vom Amt für Versorgung und Integration Bremen (AVIB) gefördert. Partner sind das Bremer Berufsbildungswerk (BBW) und das BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen. Die Koordination und Leitung des Vorhabens liegen beim BIBA. Mit den Forschungen und der Entwicklung des neuartigen Assistenzsystems soll die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung ins Arbeitsleben unterstützt werden, beginnend bereits in der Ausbildung.

Sabine Nollmann

Weitere Informationen:
www.basda.de
www.biba.uni-bremen.de
www.bbw-bremen.de
www.uni-bremen.de

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Universität Bremen,
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